Saturday, March 31, 2007

Die bulgarischen Lehrer



Ich muss es einfach schreiben.

Die bulgarischen Fachleute auf allen Gebieten sind beliebt bei jeglichen europäischen, russischen und amerikanischen Unternehmen. Sie verstehen nicht nur von etwas, sondern verfügen über eine sehr gute allgemeine Bildung, die den Bereich ihrer Kompetenzen ständig erweitert. Die nötigen Kenntnisse haben wir früher in der Schule bekommen. Oder mindestens war die Schule der Anfang der Gestaltung einer Persönlichkeit und das Medium der moralischen Werte, die das Individuum in seiner Kindheit bzw. Jugendzeit erworben hat. Die Lehrer an den bulgarischen Schulen waren nie "überbezahlt". Aber bis zum "demokratischen Aufbruch" konnten sie es irgendwie schaffen, mit ihrem Einkommen ihre Familien zu ernähren, ihre Kinder zu unterstützen, auch wenn letztere schon lange selbst Eltern geworden waren, und in den Ferien in den Urlaub zu fahren.
Aber das Blatt hat sich gewendet und damit auch die ganze Wirtschaft in Bulgarien. Nach 1989 kam die Zeit der privaten Unternehmen und des wilden Kapitalismus. Anfangs hatten es alle schwer, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen und sicherlich gab es auch Menschen, die sich an den neuen Herausforderungen nie anpassen konnten. Doch die meisten Jugendlichen schafften es und 15 Jahre später merkt man schon, dass sie sich im kapitalistischen System ziemlich gut orientieren. Man merkt ihre Gelassenheit und langsam begreift man, dass sich die gute Ausbildung im System der Marktwirtschaft sogar besser auszahlen lässt als im Sozialismus. Aber doch jemand ist während dieses schweren "Übergangs" auf der Strecke geblieben.
Heutzutage bekommen die Lehrer genauso viel wie vor 20 Jahren, aber die Preise aller Waren und Dienstleistungen sind bis zu 20 mal höher geworden. Jeder kann sich vorstellen, was für Konsequenzen dieses Verhältnis auf die Dauer haben wird. Es fehlt an Lehrkräften, besonders was die Fremdsprachen betrifft und es wird noch schlimmer werden. Die meisten ausgebildeten Lehrer wechseln ihren Job, die übrigen müssen zusätzlich etwas arbeiten, was natürlich ihre Vorbereitung auf den Unterricht mehr oder weniger stört. Daher kann man auch den Mangel an Motivation unter den jungen Menschen verstehen, Lehrer zu werden. Wohin das alles führt, weiß ich nicht genau. Die Ausbildung ist eine Dienstleistung, die viel mehr als 120 - 150 Euro monatlich kostet. Die Lehrer fangen langsam an, das zu begreifen und in nächster Zeit wird die gute Ausbildung nur an privaten Schulen zu bekommen sein, wenn sich der Staat vor seinen Pflichten gegenüber seinen Bürgern weiter drückt. Die Folgen der gegenwärtigen Politik lassen sich bald in allen sozialen und wirtschaftlichen Bereichen in Bulgarien spüren. Wenn die Probleme weiterhin ignoriert werden, bricht das ganze Bildungssystem zusammen. Weil im Kapitalismus jeder für seine geleistete Arbeit entsprechend bezahlt werden soll.