Die bulgarischen Lehrer
Ich muss es einfach schreiben.
Die bulgarischen Fachleute auf allen Gebieten sind beliebt bei jeglichen europäischen, russischen und amerikanischen Unternehmen. Sie verstehen nicht nur von etwas, sondern verfügen über eine sehr gute allgemeine Bildung, die den Bereich ihrer Kompetenzen ständig erweitert. Die nötigen Kenntnisse haben wir früher in der Schule bekommen. Oder mindestens war die Schule der Anfang der Gestaltung einer Persönlichkeit und das Medium der moralischen Werte, die das Individuum in seiner Kindheit bzw. Jugendzeit erworben hat. Die Lehrer an den bulgarischen Schulen waren nie "überbezahlt". Aber bis zum "demokratischen Aufbruch" konnten sie es irgendwie schaffen, mit ihrem Einkommen ihre Familien zu ernähren, ihre Kinder zu unterstützen, auch wenn letztere schon lange selbst Eltern geworden waren, und in den Ferien in den Urlaub zu fahren.
Aber das Blatt hat sich gewendet und damit auch die ganze Wirtschaft in Bulgarien. Nach 1989 kam die Zeit der privaten Unternehmen und des wilden Kapitalismus. Anfangs hatten es alle schwer, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen und sicherlich gab es auch Menschen, die sich an den neuen Herausforderungen nie anpassen konnten. Doch die meisten Jugendlichen schafften es und 15 Jahre später merkt man schon, dass sie sich im kapitalistischen System ziemlich gut orientieren. Man merkt ihre Gelassenheit und langsam begreift man, dass sich die gute Ausbildung im System der Marktwirtschaft sogar besser auszahlen lässt als im Sozialismus. Aber doch jemand ist während dieses schweren "Übergangs" auf der Strecke geblieben.
Heutzutage bekommen die Lehrer genauso viel wie vor 20 Jahren, aber die Preise aller Waren und Dienstleistungen sind bis zu 20 mal höher geworden. Jeder kann sich vorstellen, was für Konsequenzen dieses Verhältnis auf die Dauer haben wird. Es fehlt an Lehrkräften, besonders was die Fremdsprachen betrifft und es wird noch schlimmer werden. Die meisten ausgebildeten Lehrer wechseln ihren Job, die übrigen müssen zusätzlich etwas arbeiten, was natürlich ihre Vorbereitung auf den Unterricht mehr oder weniger stört. Daher kann man auch den Mangel an Motivation unter den jungen Menschen verstehen, Lehrer zu werden. Wohin das alles führt, weiß ich nicht genau. Die Ausbildung ist eine Dienstleistung, die viel mehr als 120 - 150 Euro monatlich kostet. Die Lehrer fangen langsam an, das zu begreifen und in nächster Zeit wird die gute Ausbildung nur an privaten Schulen zu bekommen sein, wenn sich der Staat vor seinen Pflichten gegenüber seinen Bürgern weiter drückt. Die Folgen der gegenwärtigen Politik lassen sich bald in allen sozialen und wirtschaftlichen Bereichen in Bulgarien spüren. Wenn die Probleme weiterhin ignoriert werden, bricht das ganze Bildungssystem zusammen. Weil im Kapitalismus jeder für seine geleistete Arbeit entsprechend bezahlt werden soll.
5 Comments:
"Weil im Kapitalismus jeder für seine geleistete Arbeit entsprechend bezahlt werden soll."
Besonders in der Ausbildung ist es sehr schwer dies zu bewerten. Anhand was kannst du Aussagen über die Arbeit eines Lehrers/einer Lehrerin machen? Die Leistungen der Schüler sind vom Schüler zu Schüler unterschiedlich. Wenns in einer Klasse zwei Schüler gibt, die nicht mitkommen, dann muss der Lehrer zusätzliche Zeit für die investieren, damit seine Leistung steigt. Also Privatunterricht. Das machen sie heute sowieos :). Bin für die private Ausbildung. Private Kindergarten, private Schulen und private Unis.
Und wer soll die private Ausbildung finanzieren? Was ist mit den ärmeren Familien? Ihre Kinder verlieren die Chansen auf eine gute Ausbildung schon in der ersten Klasse, scheißegal ob die begabt sind oder nicht.
Ich bin mit starlight einverstanden.Falls alle Schulen,Kindergarten und Unis privat werden,dann was bleibt fuer die Familien,die nicht ueber viel Geld verfuegen?Und eigentlich warum ueberhaupt braucht man private Ausbildung,wenn es auch die staatliche so gut ist?Weil meiner Meinung nach,es gibt noch sehr gute Schulen und sehr gute Lehrer,ich privat kenne solche Leute und bin ihnen sehr dankbar,aber sie sind einfach nicht gut bezahlt und nicht genug beachtet.Das kann man aendern.Zum Schluss sage ich nur-wer lernen will,wird lernen,denn Ausbildung haengt nicht nur von Lehrern ab,sondern auch von Schuelern.
Ziemlich rührend fast pathetisch diese späte Abrechnung mit dem wilden Kapitalismus. Aber eben drum geht es ja i´n dem wilden reichen Westen. Kinder die in armen Verhältnissen geboren und großgezogen werden, haben natürlich ganz geringe Chancen aus dieser sozialen Schicht jemals auszubrechen und wirklich viel zu erreichen. Das passiert auch jeden Tag in der hochgepriesenen Bundesrepublik, die noch was von dem ursprünglichen Postulat des Sozialstaates hält. Bulgarien ist in der Hinsicht Lichtjahre entfernt von jedem Hauch eines Sozial- und Rechtsstaates.
Ja, bloss... hier geht es nicht um Kapitalismus oder Sozialismus. Wie schon so oft bei allem geht es auch hier um Geld. Zurzeit sind die Investitionen in der Wirtschaft höher als je und es gibt Rekordüberschüsse im Budget. Und davon kriegen die Lehrer, sowie die meisten Bulgaren so gut wie nichts.
Also das Geld ist da. Ich bin mir sicher, dass - bei einer vernüftigen Regierung - die Gehälter im Bereich Ausbildung sich umgehend verdoppeln würden. Natürlich ist die Regierung nicht an allem schuld. Aber vieles - ganz schön vieles - muss sich da ändern. Wenn Geld für Investitionen usw in die Taschen korrupter Beamten und Maffiosi weiter fließt, dann ist das die Aufgabe der Regierung und des strafrechtlichen Systems, schnell einzugreifen.
Eigentlich denke ich dass das Problem genau darin besteht: es wird immer schlimmer und keiner tut was. Die Ausbildung der jüngeren Generation wird so total vernachlässigt, dass es einem ja fast bange wird. Guckt doch mal in den bulgarischsprachigen Foren - da können ja die meisten kaum zwei Sätze richtig schreiben. Und damit wird die Chance der ganzen Nation vergeudet, in den Müll geschmissen, je in einer besseren Gesellschaft zu leben.
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